Menü

Zum Stück

Spielfassung: Frank Auerbach.
Regie: Frank Auerbach.
Ausstattung: Melanie Kuhl.

Mit: Michael Meyer.

Die Erzählung Büchners über den Sturm und Drang-Autoren Jakob Michael Reinhold Lenz, hat Frank Auerbach in ein Monolog-Drama verwandelt. Michael Meyer schlüpft in die Rolle des unter ungeklärten Umständen zu Tode gekommenen Lenz, der am Tag des jüngsten Gerichts mit seinem Leben abrechnet. Trotz Anerkennung auf literarischem Gebiet und einer anfänglich viel versprechenden Karriere gelang es ihm im Unterschied zu seinem Zeitgenossen und zeitweisen Förderer Goethe nicht, seine Erfolge und Qualität als Autor in eine unabhängige Existenz umzuwandeln. Seine Kompromisslosigkeit entfremdete ihn von der Welt, und seine Psyche zerbrach.
In der Rückschau rekapituliert Lenz seine beständige Suche nach Wahrheit in seinem Leben und seinem Werk. Schonungslos konfrontiert er sich selbst mit seinen eigenen Lebenslügen und seinem Scheitern, ohne das Ideal der Wahrhaftigkeit in Leben und Literatur aufzugeben.

Trailer


Pressestimmen

So sieht der Wahnsinn aus! Mit „Lenz“ ist Regisseur Frank Auerbach eine feinsinnige Studie des Wahnsinns gelungen. Michael Meyer lebt, lacht, leidet und lamentiert auf der kargen Bühne, dass es einem kalte Schauer über den Rücken laufen lässt.
Eine großartige intensive Darstellung in diesem als fesselnder Monolog angelegten Drama. Intensives Theater auf 70 Minuten – das gefällt!
Bild


Michael Meyer übernimmt die Herausforderung, Büchners tragischen Helden mit Bühnenleben zu füllen. Und er meistert sie tadellos: zärtlich, roh, euphorisch, verzweifelt, irre – 75 Minuten lang zieht er das Publikum vor einem reizvoll kargen Bühnenbild (Melanie Kuhl) in seinen Bann, die Eskalationsstufen seines Wahnsinns strukturiert von einem martialischen Elektro-Beat.
Ein packender Abend.
Bremer Anzeiger


Eigentlich ist Lenz zu Beginn schon tot, gestorben 1792 in Moskau, wie er selber sagt. Aber dann steht er doch quicklebendig auf der Bühne und erzählt uns einige Episoden aus seinem Leben, er spielt sie sogar vor. Michael Meyer spielt sich zunehmend frei, erobert sich den nötigen Raum, um die Seelenpein seines Helden angemessen auf die Bühne zu bringen. Lenz ist starken Stimmungsschwankungen unterworfen, Gefühlen, die er oftmals nicht unter Kontrolle hat, die ihn regelrecht übermannen. Unterbrochen wird sein Vortrag immer wieder von dem Lärm in seinem Kopf, der ihn dazu treibt, sich in einem Brunnentrog, hier ist es eine Art Dusche, abzukühlen.
Michael Meyer gelingt der Spagat zwischen kleinlaut und großsprecherisch gut, er greint, heult und verzagt, dreht dann wieder auf, schreit herum, lacht, brüllt und springt über die Bühne wie ein Derwisch, der scheinbar nichts und niemanden fürchtet.
Weserkurier


So könnte er aussehen, der visualisierte Wahnsinn. Michael Meyer tobt über die Bühne, schmeißt Manuskriptseiten in die Höhe, sucht nach Sinn und Sühne. Die Gedanken im Kopf wirr, die bösen Geister immer lauter. Wut, Zorn und Flehen: Michael Meyer lässt in die Abgründe des Dichters Lenz blicken. Dieses in nahezu Kammeratmosphäre gezeichnete Porträt eines Mannes, dem der eigene Geist schwindet, zehrt von seinem Darsteller. Die Augen weit aufgerissen, der Blick wirr und starr, wenn er da in Unterhosen steht und sein Leben in der Rückblende vorträgt. Manisch-depressiv agierend steht dieser Lenz auf der kargen Bühne und sucht nach Antworten, verlorenen Träumen und Ruhe und Anerkennung.
„1787 begann meine langsame Verblödung“, eröffnet Lenz den Abend und lädt in die Abgründe seines Seins. Je mehr Schichten Kleidung sich dieser Lenz überstülpt, umso nackter erscheint einem dessen geschundene Seele. Michael Meyer alias Lenz wütet, zürnt, fleht. Ein Wort, eine Aussicht deprimierender als das just zuvor Gesagte oder Getane. Auerbach lässt ein Psychogramm entfalten, das fesselt. Wortgewaltig und emotional. Dazwischen immer wieder ein Darsteller kurz vor der Figurensymbiose. Ist er schon Lenz oder noch Meyer?
Jakob Michael Reinhold Lenz stirbt 1792 irgendwo bei Moskau, ein unbekannter Grabplatz. Mit einer großartigen intensiven Darstellung gelingt es Michael Meyer in diesem als fesselnden Monolog angelegten Drama dem lebensmüden Schriftsteller ein Gesicht zu geben. 70 Minuten hohe Alleinunterhaltungskunst.
Kreiszeitung


Frank Auerbachs Inszenierung überzeugt. Krachend tost ein Klavierkonzert. Die Bühne des Theaters am Leibnizplatz ist in Dunkel getaucht. Karg ist sie ausgestattet: Ein paar Stellwände, ein Holztisch und ein Glaskasten, ähnlich einer Duschkabine. Tief über den Tisch gebeugt steht ein Mann, bekleidet nur mit Feinrippunterhosen. Er schreibt. Schnell und wie besessen.
Mit diesem Bild eröffnet die Inszenierung von Georg Büchners “Lenz”, die am Mittwoch bei der Bremer Shakespeare Company Premiere feierte. Und führt direkt hinein in das Innenleben ihres Protagonisten. Lenz ist hier Grenzgänger, immer wieder bricht er ein, der Wahn hervor. Seine Stimmungen schwanken, schlagen von ruhigen, introvertierten Momenten urplötzlich in laute Ausbrüche um. Begleitet werden die von harschen Elektro-Beats, die auf Lenz und Zuschauer gleichermaßen einhämmern.
Büchner seziert den Wahnsinn nüchtern.
Das gelingt erfreulicherweise auch der Inszenierung, die den Lenz von innen statt von außen beobachtet. Meyer gibt ihn nicht als exaltiertes Genie, das seinen Wahnsinn pflegt und genüsslich auskostet - weil der zum Genie-Sein eben dazugehört. Lenz betrachtet hier seine fortschreitende “Verblödung”, wie er es nennt, selbst. Entsetzt, zweifelnd, zerbrechlich, stellenweise mit spitzer Selbstironie. Meyer gibt dem Wechselspiel aus Wirr und Klar ohne Hast die nötige Zeit. Und bleibt stets überzeugend. Schnell entwickelt der Blick in Lenz’ abgründiges Seelenleben Intensität und Sogkraft.
taz

Lenz (2009)