Ein Höhepunkt des Realtime Festivals 2023 ist das kammermusikalische Werk Alan - T., basierend auf dem wahren Leben des englischen Mathematikers Alan Turing (1912-1954). Turing dechiffrierte im 2. Weltkrieg die Enigma und gilt als Vater der Informatik. Hoch anerkannt als mathematisches Genie und doch letztlich wegen seiner Homosexualität Opfer des puritanischen Englands seiner Zeit. 1952 wurde er zur chemischen Kastration verurteilt. Alan Turing beendete sein Leben im sozialen Abseits und von der Gesellschaft ausgeschlossen, als Einsiedler in einer Ein-Zimmer-Wohnung, in der er im Alter von 42 Jahren unter noch nicht vollständig aufgeklärten Umständen starb. Erst Weihnachten 2013 wurde der Wissenschaftler von der britischen Krone rehabilitiert.
Das Libretto des Stücks verfasste der deutsche Autor und Buchpreisträger Frank Witzel. Der in sechs Teile gegliederte Text zeigt uns Turing – verkörpert von dem deutschen Schauspieler Thomas Hauser – in der Dämmerung seines Lebens: Allein, in seiner Wohnung, die er selbst „Nightmare Room“ nannte, erinnert er sich an seine Kindheit, seine Untersuchungen zum Thema Maschinen und künstlicher Intelligenz, die er selbst erfunden hat, und an seinen Prozess aufgrund seiner sexuellen Orientierung und Ausschluss aus der Gesellschaft.
An der Schwelle zum Operngenre angesiedelt, bewegt sich der Abend zwischen theatralischer Erzählung, rein musikalischen und gesungenen Sequenzen und Gesprächen mit Avataren. Ein Konzertabend, komponiert und inszeniert vom französischen Komponisten Pierre Jodlowski, der Musiktheater mit höchstem, zeitgemäßem und modernem Niveau verspricht.
Das Festival
Zum realtime 2023 – internationales festival für neue musik bremen werden vom 17. bis 21. Mai an unterschiedlichen Orten in Bremen spannende Konzerte zur modernen zeitgenössischen klassischen Musik erklingen. Aufführungskonzepte mit neuen auditiven und visuellen Impulsen stehen dabei im Mittelpunkt, ebenso wie das Thema „Mensch-Musik-Maschine“, das inhaltlich, musikalisch und philosophisch beleuchtet wird. Künstler:innen aus dem Gastland Frankreich sowie aus Deutschland und Bremen setzten sich mit diesem Motto auseinander und zeigen bewegende Umsetzungen und Spielarten.
Das Festival findet an verschiedenen Locations mitten in Bremen statt und wird Anziehungspunkt für Bremer:innen und Bürger:innen des Umlands gleichermaßen sein. Mit verschiedenen Formaten von Familienkonzerten über Workshops bis hin zu Abendveranstaltungen spricht das Festival eine breite Zielgruppe von Jung bis Alt an. Dabei konzentriert sich das Angebot nicht nur auf Fans von Neuer Musik, sondern insbesondere auch auf Menschen, die noch keinen Kontakt zu Neuer Musik hatten und etwas Neues erleben möchten. Diese „Neugierigen“ sind experimentierfreudig, haben Spaß an Kreativität und sind offen für das Extravagante. Damit stellen sie die ideale Potential-Zielgruppe für Neue Musik dar.
Veranstalter:
Der Verein realtime – forum neue musik gründete sich 2012. Er bietet – entsprechend seines Namens – ein Forum für die zeitgenössische klassische Musik in allen Facetten und Erscheinungsformen, die aus der Kreativität und dem künstlerischen Ausdruck heraus entstehen. Der Verein möchte den Zugang über moderierte Gesprächskonzerte, transparente Techniken und spannende Klangerlebnisse allen Zuhörer:innen erleichtern. Innerhalb des Vereins gründete sich das Jugendensemble für Neue Musik „Smusic 21“, das Jugendlichen die Möglichkeit gibt gemeinsam zu musizieren und aufzutreten. In Kooperation mit der Musikschule Bremen sowie engagierten Sponsoren werden Unterricht, Räume und Instrumente kostenlos zur Verfügung gestellt.
Foto: Grzesizk Mart