„Er begann als nerviger, hochintelligenter Asphaltliterat. Die Zeit und die Zukunft, die er hellsichtig hochrechnete, provozierten seine Sprache und sein Formgefühl“, äußerte der Autor und Kabarettist Werner Schneyder in seiner Biografie über den am 23. Februar 1899 in Dresden geborenen Erich Kästner, der im Laufe seines 75jährigen Lebens nicht nur Romane, Essays, Drehbücher, Hörspiele, Komödien, Kinderbücher und Gedichte verfasste, sondern auch als Theaterkritiker und freier Mitarbeiter für verschiedene Tageszeitungen zunächst in Leipzig, dann in Berlin tätig war. Seine satirischen Gedichte, die er ab 1928 veröffentlichte, gehörten bald zum festen Repertoire der Kabarettbühnen.
Sich selbst bezeichnete Kästner als Chronist seiner Zeit und als Moralist. Kein Wunder, dass der promovierte Schriftsteller den Nationalsozialisten ein Dorn im Auge war. Als am 10. Mai 1933 die Bücher verfemter Autoren öffentlich verbrannt wurden, fielen auch seine Werke den Flammen zum Opfer. Erich Kästner erhielt Schreibverbot und durfte in Deutschland nicht mehr publizieren. Dennoch schrieb er unter Pseudonym weiterhin u.a. für Werner Fincks Berliner Kabarett »Die Katakombe«.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Kästner Feuilletonleiter der »Neuen Zeitung« in München und lieferte Texte für die 1945 in München gegründeten Kabarett-Ensembles »Die Schaubude« und »Die kleine Freiheit«. Außerdem engagierte er sich aktiv in der Antiatombewegung.
Im Vordergrund des Programms von Anna Haentjens und Sven Selle steht das lyrische Schaffen Erich Kästners. Texte aus den Gedichtsammlungen »Herz auf Taille«, »Lärm im Spiegel«, »Ein Mann gibt Auskunft«, »Gesang zwischen den Stühlen«“, »Die kleine Freiheit« kommen zu Gehör u.a. in Vertonungen der Komponisten Jochen Breuer, Paul Dessau, Edmund Nick, Manfred Schmitz und Andreas Tarkmann.
Außerdem erzählt Anna Haentjens aus dem Leben dieses immer noch aktuellen und den Nerv der Zeit treffenden Autoren.