Menü

Zum Stück

Vertreter von 32 Staaten konnten sich im Juli 1938 nicht über die Aufnahme von 500 000 deutsche Staatsbürger/innen jüdischen Glaubens einigen. Im Mai 1939 legt die MS St. Louis in Hamburg mit 937 jüdischen Flüchtlingen an Bord Richtung Havanna ab, doch sie bekommt in Kuba keine Landeerlaubnis. Nur wenige Tage später verkündet Präsident Roosevelt, dass auch die USA für die Passagiere verschlossen bleiben. Es bleibt dem Kapitän nichts anderes übrig, als nach Europa zurückzukehren. Mitte Juni 1939 landet die St. Louis in Antwerpen, die Flüchtlinge werden auf Großbritannien, Frankreich, Belgien und die Niederlande verteilt. Nicht wenige von ihnen werden in deutschen Vernichtungslagern ermordet. Zeugnisse über diese Fahrt, über Schicksale der Passagiere, insbesondere der Familie Rosenberg aus Bassum und Bremen werden zum Sprechen gebracht.

“Schiff von Cuba Schiff mit der Menschenfracht, die es den Küsten Wie ein Hausierer seine Waren bietet. Wen wird es nach den Flüchtlingen gelüsten? Wo ist das Land, das Menschen kauft, tauscht, mietet? Wo öffnet sich ein Hafen, zu empfangen Die ausgestoßenen Tausend, die sich bergen In den Kabinen? Die an Bord Gegangen Aus einer Welt von Händlern und Schergen?“ (Berthold Viertel, Aufbau 15.6.1939)

Die auf Originaldokumenten basierende szenische Lesung wird die Geschichte von Migration und Flucht mit der Gegenwart verbinden. Ziel des Projekts ist es, zu der von Göran Rosenberg eingeforderten Einsicht beizutragen: „Während die Europäer geradewegs gen Evian schlafwandeln, sollen sie wenigstens wissen, dass sie es tun. Und eine vereinte Anstrengung zum aufzuwachen unternehmen.“

»Keine Zuflucht. Nirgends: Auf dem Land und auf dem Meer.«