Zum Stück
Vom 1. bis zum 30. Juni ist Pride Month!
No more I love you’s
The language is leaving me
No more I love you’s
Changes are shifting outside the words
(The lover speaks about the monsters)
Annie Lennox
In ihrem Roman schickt Virginia Woolf ihre Titelfigur Orlando auf eine fantastische, 300jährige Lebensreise durch unterschiedliche Zeiten und Genderrollen. Seit seiner Veröffentlichung im Jahr 1928 hat dieser Roman Generationen von Leser:innen fasziniert und inspiriert, besonders Menschen, die sich keinem der für sie vorgesehenen sozialen und sexuellen Rollenmodelle wiederfanden. „Orlando“ spielt die Möglichkeit durch, spielerisch oder existenziell ein anderes Lebensmodell zu erproben.
Die Titelfigur Orlando wird im 16. Jahrhundert als Mann, Spross eines alten Adelsgeschlechts, geboren. Er wird zum Günstling Elizabeth I., bis er sich in eine russische Prinzessin verliebt, die ihm das Herz bricht. Er verwandelt sich im 18. Jahrhundert, während er als Gesandter in Konstantinopel lebt, über Nacht in eine Frau und lernt mit Mühe und Amüsement die Bequemlichkeiten, aber auch Zwänge der neuen Geschlechterrolle kennen. Im 19. Jahrhundert begehrt sie gegen die immer restriktiveren Rollenvorstellungen auf und registriert verwundert den enger werdenden Gefühls- und Aktionsradius des gesellschaftlichen Umgangs, doch sie entdeckt die Liebe neu.
In den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts erleben wir sie als eine Frau, die in ihrer Zeit lebt, einer Zeit, in der sich die Menschen durch gesteigerte Mobilität und vielfältigen Konsum voneinander entfremden und die neben der bisher ungekannten individuellen Freiheit auch den Zwang, bzw. die Verführung, zur Konformität enthält. Eine Lebensreise durch Epochen und Gender, die gesellschaftliche Konventionen und die Dimension von Zeit in Frage stellt und die Literatur und Imagination als Lebenskonstanten feiert.
Der brasilianische Regisseur und Performance-Künstler und das Ensemble zeigen in der Inszenierung hervorragendes Schauspiel, ein wandelbares Bühnenbild und opulente Kostüme im Zusammenspiel. Das choreografierte Spiel des „Chores“ spiegelt den ironischen Unterton der Romanerzählung, zudem schlüpfen die vier Spieler immer wieder in die Einzelrollen der jeweiligen Weggefährten Orlandos in den unterschiedlichen Epochen. Der Soundtrack präsentiert musikalische Ikonen und subkulturelle Einflüsse.
Orlandos Geschichte hat in den Herzen vieler Leser- und Theatergenerationen den Keim der Spiellust, des Widerstands gegen Konformismus und der Erneuerung gepflanzt. Für den brasilianische Regisseur und Performance-Künstler Rodrigo Garcia Alves hat die Lektüre des Romans „Orlando“ einen Wendepunkt in seiner Biografie bedeutet: geboren und aufgewachsen in einem kleinen Dorf im Ländlichen Brasilien, half ihm der Roman, seine eigene Identität zu erkennen und zu verwirklichen. Schauspiel und Performance boten ihm die Möglichkeit, sich künstlerisch auszudrücken und sie als Motor für seine kreative Arbeit zu nutzen. Für Alves ist Orlando ein Liebesbrief, aber auch ein Zeugnis dafür, wie uns die Natur zeigt, dass es keine Grenzen für Identität, Zeit und Vorstellungskraft gibt.
Bis auf Weiteres spielt Magdalena Julia Simmel statt Sofie Alice Miller die Titelrolle ORLANDO.
Trailer
Die Inszenierung »Orlando« lebt vom tollen Ensemblespiel unserer Spieler:innen, werfen Sie hier einfach mal einen Blick in unseren Backstagebereich und erleben sie, mit wieviel Begeisterung und Spaß sie bei der Sache sind.
